In meiner Diplomarbeit Floating in state of liminality befasse ich mich mit der Situation eines transzendenten Überganges, dessen Ausgangspunkt die Selbsterfahrung einer traditionellen Reinigungszeremonie in Ecuador war. Während meiner Suche nach Lektüre um meine eigene Erfahrungen besser verstehen zu können, stieß ich inhaltlich auf Parallelen in Texten von Victor Turner, einem Ethnologen und Vertreter der symbolischen Antrophologie.
Die Attribute der Liminalität sind laut Victor Turner oft mehrdeutig. In seinem Buch The Ritual Process: Structure and Antistructure beschreibt er den Begriff Liminalität als eine Art von Schwellen- und Übergangszustand anhand von Ritualbeispielen des Ndembu Stammes in Sambia. Dieser Zustand entzieht sich den Normklassifikationen, die Grenzerfahrung befindet sich weder im hier noch im dort, mehr zwischen den Positionen die durch Gesetz, Sitte oder Konvention eine feste Zuweisung erfahren. Turner schreibt über eine reiche Vielfalt von Symbolen, welche in vielen Gesellschaften soziale und kulturelle Übergänge ritualisieren. Er vergleicht den Zustand mit „dem" Tod, dem Sein im Mutterleib, mit dem Zustand des Unsichtbaren, der Dunkelheit....“ Um den Zustand der Statuslosikeit zu erreichen, muss laut Turner sowohl der Status „Oben“ als auch „Unten“ erfahren werden.
Meine eigene körperliche Erfahrung eines ähnlichen Grenzzustandes erregte in mir den Wunsch dem Begriff Liminalität eine Form zu geben wollen und ich beschreibe meine Arbeit als eine poetische Annäherung dessen.
Um in den Ausstellungsraum zu gelangen, muss sich der/die Betrachter*in erst durch einen leicht transparenten Vorhang einer Landschaft bewegen, wie durch ein Tor, welches zuerst durchquert werden muss.
Nach Betreten des Raumes fallen drei Skulpturen auf, eine noch liegend, sich in einem Vorstadium zu einem Übergang befindend. Sie ist der Bodenfläche mehr zugewandt, als der Decke des Raumes und stellt den Beginn des Prozesses dar, welcher eingeleitet werden muss, um als Betrachter*in den liminalen Raum zu erfahren.
Die Ausstellungsbesucher*innen werden zum Teil der Installation, denn sie müssen sich durch die gespannten Seile bewegen, um die Skulpturen genauer zu erfahren. Die gelben Seile spannen die hängenden Körper nach oben, halten jedoch auch dagegen. Am Boden fest stehen Porphyrkiessteine, rund wie Dinosauriereier liegen sie wie aus einer alten Zeit, darauf fiktive Zeichen eingearbeitet, eine Form der Kommunikation, der Verbindung. Sie dienen der
Ankerung. Die konkav-konvexen Formen der Skulpturen stehen im Kontrast zu den künstlich industriell hergestellten Materialien. Die Innenskulpturen aus Stoff innerhalb der durchsichtigen Außenhülle wirken wie abgekapselte feststeckende Zellkörper. Das transparente PVC wurde genäht, etwas brutal wie in einer Op wird der Körper aus Teilen zusammengesetzt und ergibt dadurch ein Ganzes. Die Skulpturen geben einen Blick auf das Innere frei, verwehren jedoch den Zugang. Die hängenden Skulpturen wirken leicht, wie schwebend im Raum.
Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen kulturabhängigen Heilungsritualen und -mechanismen, welche die Ambivalenz zwischen schulmedizinischem Vorgehen, spirituellen und anderen alternativen Heilmethoden spiegeln, lässt sich sowohl in meinen installativen, als auch medialen Arbeiten erkennen. Einen weiteren Verbindungspunkt für die Entstehung der Arbeit Floating in State of Liminality sehe ich in meiner langjährigen Zusammenarbeit mit Wachkomapatienten, denn meine persönliche Wahrnehmung von Gesellschaft, Umwelt und Kultur überträgt sich stark auf mein künstlerisches Handeln.
Potraitfoto: Kira Krüger
In meiner Diplomarbeit Floating in state of liminality befasse ich mich mit der Situation eines transzendenten Überganges, dessen Ausgangspunkt die Selbsterfahrung einer traditionellen Reinigungszeremonie in Ecuador war. Während meiner Suche nach Lektüre um meine eigene Erfahrungen besser verstehen zu können, stieß ich inhaltlich auf Parallelen in Texten von Victor Turner, einem Ethnologen und Vertreter der symbolischen Antrophologie.
Die Attribute der Liminalität sind laut Victor Turner oft mehrdeutig. In seinem Buch The Ritual Process: Structure and Antistructure beschreibt er den Begriff Liminalität als eine Art von Schwellen- und Übergangszustand anhand von Ritualbeispielen des Ndembu Stammes in Sambia. Dieser Zustand entzieht sich den Normklassifikationen, die Grenzerfahrung befindet sich weder im hier noch im dort, mehr zwischen den Positionen die durch Gesetz, Sitte oder Konvention eine feste Zuweisung erfahren. Turner schreibt über eine reiche Vielfalt von Symbolen, welche in vielen Gesellschaften soziale und kulturelle Übergänge ritualisieren. Er vergleicht den Zustand mit „dem" Tod, dem Sein im Mutterleib, mit dem Zustand des Unsichtbaren, der Dunkelheit....“ Um den Zustand der Statuslosikeit zu erreichen, muss laut Turner sowohl der Status „Oben“ als auch „Unten“ erfahren werden.
Meine eigene körperliche Erfahrung eines ähnlichen Grenzzustandes erregte in mir den Wunsch dem Begriff Liminalität eine Form zu geben wollen und ich beschreibe meine Arbeit als eine poetische Annäherung dessen.
Um in den Ausstellungsraum zu gelangen, muss sich der/die Betrachter*in erst durch einen leicht transparenten Vorhang einer Landschaft bewegen, wie durch ein Tor, welches zuerst durchquert werden muss.
Nach Betreten des Raumes fallen drei Skulpturen auf, eine noch liegend, sich in einem Vorstadium zu einem Übergang befindend. Sie ist der Bodenfläche mehr zugewandt, als der Decke des Raumes und stellt den Beginn des Prozesses dar, welcher eingeleitet werden muss, um als Betrachter*in den liminalen Raum zu erfahren.
Die Ausstellungsbesucher*innen werden zum Teil der Installation, denn sie müssen sich durch die gespannten Seile bewegen, um die Skulpturen genauer zu erfahren. Die gelben Seile spannen die hängenden Körper nach oben, halten jedoch auch dagegen. Am Boden fest stehen Porphyrkiessteine, rund wie Dinosauriereier liegen sie wie aus einer alten Zeit, darauf fiktive Zeichen eingearbeitet, eine Form der Kommunikation, der Verbindung. Sie dienen der
Ankerung. Die konkav-konvexen Formen der Skulpturen stehen im Kontrast zu den künstlich industriell hergestellten Materialien. Die Innenskulpturen aus Stoff innerhalb der durchsichtigen Außenhülle wirken wie abgekapselte feststeckende Zellkörper. Das transparente PVC wurde genäht, etwas brutal wie in einer Op wird der Körper aus Teilen zusammengesetzt und ergibt dadurch ein Ganzes. Die Skulpturen geben einen Blick auf das Innere frei, verwehren jedoch den Zugang. Die hängenden Skulpturen wirken leicht, wie schwebend im Raum.
Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen kulturabhängigen Heilungsritualen und -mechanismen, welche die Ambivalenz zwischen schulmedizinischem Vorgehen, spirituellen und anderen alternativen Heilmethoden spiegeln, lässt sich sowohl in meinen installativen, als auch medialen Arbeiten erkennen. Einen weiteren Verbindungspunkt für die Entstehung der Arbeit Floating in State of Liminality sehe ich in meiner langjährigen Zusammenarbeit mit Wachkomapatienten, denn meine persönliche Wahrnehmung von Gesellschaft, Umwelt und Kultur überträgt sich stark auf mein künstlerisches Handeln.
Potraitfoto: Kira Krüger